Wer hat der gibt! Unser Redebeitrag vom 1. Mai

Weil in Hamburg alle Versammlungen zum 1. Mai verboten wurden, konnten wir nicht am Klimablock der „Wer der gibt“ Demo teilnehmen. Hier gibt es unseren Redebeitrag deshalb noch einmal online zum Nachlesen.

Klimakrise? Wir wissen: Das Problem ist das System!

Ein System, das es möglich macht, natürliche und gemeinschaftliche Ressourcen auszubeuten, die Folgen jedoch auslagert. Kurzfristiger wirtschaftlicher Erfolg und Wachstum scheinen wichtiger als ein gutes Leben Aller und zukünftiger Generationen.
 
Humanitäre und Naturkatastrophen sind im neoliberalen Kapitalismus alltäglich. Doch von wem werden Krisen, wie die Corona-Pandemie, getragen? Die Lasten liegen bei den wirtschaftlich Armen, Marginalisierten, Illegalisierten und besonders bei Menschen im Globalen Süden – ausgelöst und befeuert durch eine Welt der Reichen und der globalen Konzerne, in welcher Profite und Luxus für Wenige im Zentrum stehen.
 
Dass das System wenige Gewinner*innen und viele Verlierer*innen produziert, zeigt sich auch in der Klimakrise:
Gerade einmal 100 Unternehmen sind für 71% der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. 
Doch anstatt der Zerstörung Einhalt zu gebieten, scheint der Erhalt des neoliberalen Wirtschaftssystems die oberste Priorität zu sein. So wurde Lufthansa mit sechs Milliarden Euro vor der Pleite gerettet, ohne dies mit ökologischen Bedingungen oder staatliche bzw. betriebliche Mitbestimmung zu verbinden. Und auch andere Klimakiller, wie die deutschen Kohlekonzerne, werden mit Milliarden-Entschädigungen belohnt. 
 
Die reichen Länder des globalen Nordens verstricken sich dabei auch heute weiter in neokoloniale Netze, um sich auf Kosten des Planeten und der Menschen im globalen Süden zu bereichern. Milliardenschwere Konzerne beuten die Natur aus und nehmen vermehrt eine Machtposition in der Politik ein. 
Ein aktuelles Hamburger Beispiel, sind die Bemühungen einer Allianz deutscher Politiker- und Unternehmer:innen, die Buschholz aus Namibia, als vermeintlich nachhaltige Alternative zur Kohle importieren wollen. Der Prozess ist höchst umstritten und die Bedürfnisse lokaler Akteure werden weitestgehend ignoriert. 
 
Die ausbeuterische Praxis von Unternehmen, die immer tiefer in die Ökosysteme vordringen und dabei den Lebensraum von Tieren einschränken, erhöht dabei auch die Wahrscheinlichkeit von Pandemien. 
 
Aber auch die Lebensgrundlagen von Menschen werden global durch aggressive Wirtschaftspolitik bedroht. Eine Greepeace Studie geht davon aus, dass bis 2040 ca. 200 Millionen Menschen ihre Lebensgrundlagen durch die Auswirkungen der Klimakrise verlieren und zum Verlassen ihrer Heimat gezwungen werden. 
 

Statt einer solidarischen, klimagerechten Politik wird Europa zur Festung

In unmenschlichen Lagern wie z.B in Moria fehlt es an allem, während das Budget für Frontex steigt! Hamburg baut parallel Geflüchteten-Unterkünfte ab und beteiligt sich an der Errichtung eines neuen Abschiebe-Gefängnisses in Glücksstadt. 
 
Während Protest und Widerstand gegen solch ein System immer weiter kriminalisiert wird, verstricken sich regierende Politiker*innen vielerorts in Korruptionsaffären um Masken und die Bundesregierung delegitimiert sich selbst durch katastrophales Krisenmanagement, welches wirtschaftliche Gewinne über Menschen stellt. Sei es mit wirren Maßnahmen oder zurückgehaltenen Impfstoff-Patenten. Wir fordern einen solidarischen Lockdown mit bezahltem Urlaub sowie die Freigabe von Patenten für Impfstoffe!

Diese Ungerechtigkeiten zeigen sich natürlich auch auf individueller Ebene

In Hamburg wohnen 18 Millardärde und über 40.000 Einkommens-Millionär*innen. Die Reichen besitzen übergroße Häusern und Autos und fliegen weit mehr als es das Klima verträgts. An dieser Stelle Probs an Jens Spahn für seine schicke Corona-Villa!
 
Dieser ungezügelte Konsum spiegelt sich auch den Emissionsen wieder:
Laut einer Oxfam-Studie sind die reichsten zehn Prozent der Menschheit für über die Hälfte der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich, die im letzten Vierteljahrhundert ausgestoßen wurden. Das reichste Prozent allein schädigte das Klima sogar doppelt so stark wie die ärmere Hälfte der Welt: Es verantwortete 15 Prozent der Gesamtemissionen, die ärmere Hälfte hingegen nur rund sieben Prozent. 
Klimagerechtigkeit kann nur mit sozialer Gerechtigkeit erreicht werden. Wir fordern konsequente Umverteilung! Vermögenssteuer jetzt!
 
In der Welt der Reichen sind es nicht die Bedürfnisse der Vielen die gelten, sondern egoistische Interessen. Während das Mittelmeer für Migrant*innen aus dem globalen Süden weiterhin eine tödliche Grenze ist, reisen reiche Snob-Kids nach Dubai oder Indien, feiern Partys und fördern Virus-Mutationen. 
An anderer Stelle grenzen sich Wohlhabende aktiv ab, sei es durch rassistische Grenzkontrollen und Mauern oder durch Zäune und Sicherheitskräfte. Gegen die Festung Europa, für globale Solidarität.

Bezahlbarer Wohnraum statt Villenviertel! Parks statt Parkplätze!

Reich zu werden, ist nur wenigen vorbehalten. Geld und Immobilien werden, wie hier in Harvestehude, über viele Generationen weitervererbt. Stattdessen sollten alle vom Reichtum dieses Landes profitieren. Es wäre doch nice, wenn an Alster und Elbe keine übergroßen Villen für reiche Rentner*innen stehen würden, sondern Schulen, Skateparks, Strände und bezahlbare Wohnungen.
 
Ein Wandel wird nicht von alleine kommen. Wir müssen laut, vielfältig und solidarisch gegen die zerstörerische neoliberale Logik stehen! Lasst uns miteinander reden, einander zuhören und voneinander lernen. Wir dürfen uns von der Pandemie und den teils übertriebenen Repressionen nicht handlungsunfähig machen lassen!
Lasst uns solidarische Netzwerke aufbauen, z.B. mit den revolutionären Zapatistas, die Europa und auch Hamburg dieses Jahr besuchen werden. Lasst uns dem Wahnsinn reale Utopien entgegensetzen und schon heute mit dem Systemwandel beginnen! 
 

Das Klima, die Gesellschaft und unser Planet können sich eine Welt der Reichen nicht leisten! 

Wir brauchen eine konsequente Umverteilung und ein Wirtschaftssystem, was nicht auf Wachstum und Ausbeutung basiert, damit Klimagerechtigkeit und ein gutes Leben für alle möglich werden! Wir kämpfen für eine sozial-ökologische; eine antikoloniale, antirassistische, antikapitalistische und antisexistische Antwort auf die Welt der Reichen!
 
Wer hat, der gibt! – Her mit dem schönen Leben für alle!
 
Bleibt gesund, passt aufeinander auf!